Was hatte ich von dem Nordderby an der Weser wirklich erwartet? Ganz klar war ich noch in einer nahezu glückseligen Stimmung durch den van der Vaart Transfer. Dieser durfte nur nicht spielen. Aber unter der Woche gab es auch die Transfers von Milan Badelj (kam endlich von Dinamo Zagreb) und Petr Jiracek (VfL Wolfsburg) zum HSV. Schon nach dem ersten Training legte sich Trainer Thorsten Fink fest, dass beide gegen Werder spielen sollten.
Der Techniker Badelj etwas defensiver und der kraftvolle Antreiber Jiracek offensiver ausgerichtet. Westermann rückte in die Innenverteidigung. Soweit so gut. Deutlich sichtbar waren beide in der ersten Halbzeit eine Verstärkung des zuvor anfälligen Mittelfeldes. Dennoch unterliefen vor allem Jiracek in der Vorwärtsbewegung – ähnlich wie zuvor Westermann auf gleicher Position – Abspielfehler. Diese führe ich vor allem darauf zurück, dass die beiden Neuen nach nur drei Trainingseinheiten noch nicht mit der Mannschaft eingespielt sein konnten. Daher die Laufwege nicht wirklich bekannt oder Spielzüge einstudiert worden sein konnten. Erschwerend kam hinzu, dass im dritten Pflichtspiel der Saison der dritte zentral offensive Mittelfeldspieler auf dieser Position antrat. Nach Arslan und Son nun Ilicevic, der dieser Aufgabe nur wenigen Situationen gerecht werden konnte.
Als nach der Pause Tesche für den verletzten Badelj (Oberschenkelverhärtung) eingewechselt wurde ließ das bis dahin wesentlich durchdachtere, engagiertere Spiel des HSV nach. Badelj bot ein sehr ansehnliches Debut im HSV – Trikot und viel Anlass zur Freude auf seine kommenden Auftritte. Überhaupt war die Mannschaft – teilweise auch in der zweiten Halbzeit – deutlich verbessert gegenüber dem Nürnberg Spiel.
Nach dem Adler in der ersten Halbzeit noch einen von Hunt geschossenen Elfmeter prächtig parieren konnte musste er sich in der 51. Minute demselben Schützen geschlagen geben. Als dann noch nach einem leichten Ballverlust Jiraceks (67 Min.) wiederum Hunt am schnellsten reagierte und Petersen bediente, der zum 2 : 0 einschoss, war das Spiel praktisch entschieden. Die Gegenwehr des HSV fiel schwach aus. Daran änderten die eingewechselten Berg und Beister nichts.
Der HSV hat nun eine zweiwöchige Wettkampfpause, die er dazu nutzen sollte sich weiter zu finden. Immerhin bleibt Rafael van der Vaart in der Länderspielpause beim HSV. Aber mit Drobny, Bruma (U 21 Niederlande), Beister (U – 21), Ilicevic, Norgaard, Sala (U – 21 Italien), Berg, Rudnevs und so es Verletzungen nicht verhindern auch Badelj und Jiracek sind sehr wahrscheinlich zehn Spieler bei ihren jeweiligen Nationalmannschaften. Da ist es dann schon schwierig sich abzustimmen und Spielzüge sowie Laufwege einzuüben.
Die erste Bewährungsprobe kommt auf van der Vaart am 16.09. um 17.30 h im Frankfurter Waldstadion gegen die SGE.
Einzelkritik:
Adler, war bester Hamburger, reagierte mehrfach hervorragend. Langsam findet er seinen Rhythmus.
Bruma: Ein Fehler der zum Elfmeter führte, dieser blieb noch ohne Folgen. Dennoch bester bisher eingesetzter rechter Außenverteidiger.
Mancienne: War schon deutlich besser.
Westermann: Scheint nun Umstellungsschwierigkeiten auf die Lieblingsposition zu haben.
Aogo: Verursachte den zweiten Elfmeter. Ich vermute, weil er tief und fest geschlafen hat, wie anderen Situationen auch.
Badelj: Überzeugendes Debut. Leider angeschlagen zur Halbzeit ausgewechselt.
Jiracek: Bringt Dynamik, Lauf – und Einsatzbereitschaft mit und zeigt sie auch auf dem Platz. Allein deshalb eine Bereicherung des HSV – Spiels.
Son: Leider scheint der Koreaner in einer tiefen Krise zu stecken. Er kann mehr, viel mehr.
Ilicevic: Spielte auf ungewohnter Position recht unauffällig. Wirke nicht so stark wie überfordert wie eine Woche zuvor Son: Zwei, drei gute Aktionen sind zu wenig.
Jansen: Engagiert, häufig auf der Aogo Position aushelfend, deshalb offensiv nicht so wirkungsvoll.
Rudnevs: Deutlich engagierter, quirliger und mehr Aggressivität ausstrahlender Nachfolger von Berg. Zu Recht nominiert.
Tesche: Mit Ausnahme der gelben Karte farblos.
Berg: Eine gute Aktion, danach nicht mehr zu sehen.
Beister: Er muss sich noch an die 1. Bundesliga gewöhnen. Dazu braucht er mehr Einsatzzeiten. Warum nicht von Beginn an?
Aufstellungen:
Werder Bremen: Mielitz – Gebre Selassie, Prödl, Sokratis, Fritz – Junuzovic – Arnautovic, de Bruyne, Hunt, Elia – Petersen
Einwechslungen: 66. Bargfrede für Elia, 80. Füllkrug für Arnautovic, 86. Akpala für de Bruyne
Reservebank: Wolf (Tor), Lukimya, Schmitz, Ignjovski
Trainer: Schaaf
Hamburger SV: Adler – Bruma, Mancienne, Westermann, Aogo – Badelj, Jiracek – Son, Ilicevic, Jansen – Rudnevs
Einwechslungen: 46. Tesche für Badelj, 70. Beister für Son, 70. Berg für Ilicevic
Reservebank: Drobny (Tor), Diekmeier, Sala, Skjelbred
Trainer: Fink
Tore & Karten:
Torschützen: 1:0 Hunt (51., Foulelfmeter, Linksschuss, Petersen), 2:0 Petersen (67., Rechtsschuss, Hunt)
Gelbe Karten: Tesche (2.Gelbe Karte)
Besondere Vorkommnisse: Adler hält Foulelfmeter von Hunt (42.)
Anstoß:01.09.2012 15:30 Uhr
Stadion: Weserstadion
Zuschauer: 42.100 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
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