Spätestens heute Nachmittag haben die 52.414 Zuschauer – soweit es denn HSV Fans geblieben sind erlebt wie sich eine Mannschaft präsentiert, die die gesamte Saison über im Abstiegskampf befindlich ist. Gemeint ist damit der SC Freiburg. Beim HSV glaubte man ja zwischenzeitlich, doch noch mal an die Europa League Plätze Anschluss finden zu können.
Ein Trugschluss wie wir ja schon etwas länger wissen. Danach ging es um einen einstelligen Tabellenplatz. Im Grunde hat das Spiel gegen Stuttgart schon offenbart, dass das in dieser Saison nicht unser Ziel sein kann. Das Schalke Spiel hätte die Mannschaft, das Trainerteam und alle anderen Mitwirkenden die Augen öffnen können. Heute, so hoffe ich, hat das der SC Freiburg bewerkstelligt.
Das Ziel muss der 15. Tabellenplatz nach dem 34. Spieltag sein. Nichts anderes als die direkte sportliche Qualifikation für die 50. Bundesligasaison ist das Ziel für die letzten acht Saisonspiele. Und Gott sei Dank, sind fünf davon Auswärts. In der Auswärtstabelle sind wir ja immerhin noch sechster.
Zum Spiel selbst ist heute nur anzumerken, dass wir alle froh sein können, dass die Freiburger unsere Fehler nicht konsequenter bestraft haben. Es war so ein Spiel, dass auch weit höher hätte verloren werden können wenn nicht müssen. Alle Freiburger Tore entstanden nach Fehlern in der HSV Defensive. Gleichzeitig wurden die Chancen in der 3. Min., der 10. Min. und der 18. Min. von Arslan und Petric nicht genutzt. Petric hatte in der zweiten Halbzeit noch eine 1.000 prozentige die er aus kürzester Distanz vergab.
Schon ab Minute 5 merkte man der Mannschaft große Verunsicherung an und es wirkte so als sei die erste vergebene Großchance nur noch eine Bestätigung für die Mannschaft, dass sie verunsichert ist. Der gesamten Mannschaft gelang im weiteren Verlauf des Spiels nahezu gar nichts. Es gab Phasen im Spiel da ging jeder Pass eines HSVers direkt und ohne Umschweife zum Gegner.
Ich will durchaus nicht sarkastisch oder zynisch werden, aber der heutige Nachmittag war ein Offenbarundseid. Spielerisch, technisch, läuferisch und kämpferisch reichte es hinten und vorne nicht für einen erfolgreichen Abstiegskampf, für einen Verbleib in der Liga. Ja, es stimmt heute haben mit Guerrero, Westermann, Aogo, Jansen und Rincon fünf Stammspieler gefehlt, die sicherlich die Qualität der Mannschaft anheben wenn sie gesund und fit dabei sind. Daraus muss die auflaufende Elf zwingend den Schluss ziehen sich auf dem Platz zu zerreißen. Alles zu für das bestmögliche Resultat zu geben. Davon war heute nichts zu sehen. Mit Abstrichen bei Jarolim. Das war es leider.
Wer jetzt die Punkte holt kann den letzten Spielen gelassener entgegensehen. Wer sie aus den letzten Spielen absolut nötig hat, gerät unter einen unnötigen Druck. Aber selbst solch einfache Erkenntnisse – die in jeder Mannschaftssportart und in jeder Liga Gültigkeit haben – schienen heute beim HSV präsent zu sein. Geschweige denn, dass auch nur einer in der Lage war sich entsprechend reinzuhauen.
Wer zehn Meter vor dem eigenen Strafraum ohne Gegenspieler meint fintieren zu müssen scheint noch nie in seinem Leben etwas von schnellem, schnörkellosem Aufbauspiel gehört zu haben. Wenn man zu dem aus England stammt wohl auch nicht von „one touch football“.
Eine weitere Einzelkritik ist heute wirklich nicht angebracht, zu sehr erinnerte die heutige Leistung an Rumpelfußball. Zur generellen Kritik muss aber gefragt werden was 59 Prozent Ballbesitz nutzen wenn es zum Teil über 30, 40 Meter zurück zum Torwart geht. Klar haben Freiburger ihre Defensivreihe kurz hinter der Mittellinie postiert und schon wirkte die Mannschaft rat- und hilflos. Sie konnte einfach nicht damit umgehen. Viel zu selten ging es einmal schnell nach vorne und in diesen wenigen Momenten hätte es auch wirklich gefährlich werden können. Nur leider haben ausgerechnet jetzt unsere Offensivkräfte kein trockenes Pulver zur Verfügung.
Als ich las, dass der HSV im Spiel 9,5 Kilometer (!) weniger gelaufen ist als der Gegner spricht dies eben auch nicht für eine geeignete Einstellung. Man sollte doch versuchen wenigstens über Leidenschaft und Laufbereitschaft und Einsatzwillen mit einem direkten Konkurrenten um den Klassenverbleib im Spiel auf Augenhöhe zu sein. Aber, nein, nicht mal den Ansatz dazu kann man der Mannschaft heute attestieren.
Selbst nach dem Treffen des Mannschaftsrates mit Vertretern der großen Fanclubs gab es schon Mitte der ersten Hälfte die ersten Pfiffe, zur Halbzeit ein Pfeifkonzert und auch nach Abpfiff. Als in der zweiten Hälfte auf der Nordtribüne „Wir wollen euch kämpfen sehen“ angestimmt wurde, hatten wieder einmal die treuesten der Treuen richtig erkannt was dem HSV – Spiel als aller erstes fehlt. Heute hat sich kaum einer gegen die Niederlage gewehrt. Und das ist das eigentlich beschämende und zugleich äußerst Besorgnis erregende an dieser Niederlage gegen einen Konkurrenten.
Vor diesem Spieltag hatten wir noch fast beruhigende 5 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, jetzt sind nur noch zwei. Wollen wir erst wieder auf einen Abstiegsrang um dann wieder nach vorne zu kommen? Dann wäre es mit ziemlicher Sicherheit für diese Saison zu spät. Es muss sich schon gravierendes im Spiel bei den Wölfen (Freitag, 23.03.2012, 20.30 h) ändern, sonst geht es weiter nach unten. Unser Polster, dass noch vor zwei Wochen da war ist so ziemlich aufgebraucht. Lars Pegelow schilderte seinen Eindruck von der Mannschaft des HSV auf Hamburg 90,3 sinngemäß so: Er glaube, dass die Mannschaft überhaupt noch nicht begriffen habe in welch prekärer Situation sie inzwischen steckt und es sei allerhöchste Zeit sie zu wecken. Hier sei Thorsten Fink gefordert. Dem ist von mir kaum etwas hinzu zu fügen.
Spielstatistik:
Gesamt:
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Hamburger SV
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SC Freiburg
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Torschüsse: |
17
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13
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Ecken: |
4
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5
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Abseits: |
4
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1
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Fouls: |
17
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24
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Ballbesitz in %: |
59
|
41
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Kilometer: |
110,8
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120,3
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Aufstellungen:
Hamburger SV: Drobny – Diekmeier, Bruma, Mancienne, Rajkovic – Jarolim, Tesche – Töre, Ilicevic – Arslan – Petric
Reservebank: Neuhaus (Tor), Rincon, Skjelbred, Lam, Berg, Son Jansen,
Trainer: Fink
SC Freiburg: Baumann – Sorg, Diagné, Ginter, Mujdza – Flum, Makiadi – Schmid, Caligiuri – Rosenthal – Freis
Reservebank: Batz (Tor), Lumb, Guedé, Schuster, Jendrisek, Reisinger, Santini
Trainer: Streich
Tore: 20. Min. 0 : 1 Flum nach Vorarbeit Schmid, 43. Min. 0 : 2 Caligiuri nach Vorarbeit Mujdza, 72. Min. 0 : 3 Makiadi nach Vorarbeit von Schuster, 75. Min. 1 : 3 Ilicevic
Gelbe Karten: Sorg, Makiadi, Mujdza
Wechsel: 34. Min. Schuster für Flum, 46. Min. Son für Töre, Berg für Tesche, 63. Min. Guedé für Rosenthal, 89. Min. Santini für Makiadi,
Spielinfos:
Anstoß: Sa. 17.03.2012 15:30, 26. Spieltag – 1. Bundesliga
Stadion: Imtech-Arena
Schiedsrichter: Stieler (Obertshausen)
Assistenten: Wezel (Tübingen), Walz (Pfeelbach)
Vierter Schiedsrichter: Dankert (Rostock)
Zuschauer: 52.414
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