Das Dritte 0 : 3

In drei Rückrundenpartien drei Mal das identische Ergebnis. Für mich – der sich kaum mit einem Remis im eigenen Stadion abfinden kann – ist es schon sonderbar, dass ich mich über das Dritte 0 : 3 in Folge nicht mehr wirklich ärgere. Der gegenwärtige Zustand ist mit Mixed Emotions wohl noch am treffendsten beschrieben.

Ohne zu detailiert auf das gestrige Spiel einzugehen, aber der gehaltene Elfmeter von Rene Adler war für mich dasy erhoffte Zeichen. Der Jubel auf den Tribünen war auch entsprechend. Überall reckten sich seit langer zeit mal wieder die Fäuste in den Abendhimmel, um anzuzeigen: heute geht was. Doch die direkt folgende Ecke ließ das fragile Gebilde, dass wir Fans mit der Mannschaft bildeten, gleich wieder in sich zusammenbrechen.

Es folgten zwei Kontertore der Berliner. Nahezu emotionslos habe ich die Gegentore zur Kenntnis genommen, denn sie fielen wieder nach alt bekannten Muster. Fehlpass offensiv, Konter . . .

Wir kennen es alle sattsam und der Eine oder Andere hat sich noch immer nicht damit abgefunden, dass wir mehr als reichlich Gegentore auf diese Weise sogar und gerade im eigenen Stadion einstecken müssen. Ich muß gestehen, dass die letzten zweieinhalb Spielzeiten meine Erwartungshaltung massiv verändert haben. Heute wäre ich zufrieden gewesen wenn wir wenigstens eins der drei vermeidbaren Tore verhindert hätten. Kein Ärger über die Mannschaft, die vermutlich auch nicht über mehr Potential verfügt – auch bedingt durch weiterhin namhafte und für uns nicht zu kompensierende Ausfälle (Lasooga (kommt hoffentlich bald zurück) und Beister). Andere die für sie in die Bresche springen sollen offenbaren, dass sie kein Erstliganiveau abrufen können. Jedenfalls nicht unter den gegebenen Umständen.

Aber was mich wirklich fassungslos macht ist, die Geschichte jetzt zum zweiten Mal in drei Jahren zu erleben: Abstiegskampf! Platz 6 war das Ziel zu Beginn dieser Saison 2013/2014. Seit der Wahl der Fanaufsichtsräte 2011 ist in unserem Verein rein gar nichts aucch nur ansatzweise besser geworden. Wir haben im Vorstand an sportlicher Kompentenz verloren. zwar wurde nach der Kündigung Arnesens Ersatz verpflicht, für ein Drittel seines Gehalts. So sparsam ist denn auch die Leistung. Den gelungenen Vertragsverlängerungen mit Dieckmeier, Tah und Calhanoglu stehen die Transfers von Zoua (Finks Wunsch), Ola John (van Maarwijks Wunsch) und Bouy gegenüber. Ebenso wie die teuer erkauften Abgänge von Berg und Scharner. Allerdings ist Kreuzer auch nur einer, wie van Maarwijk der die Misere meistern soll bzw. muss.

Nachdem 2011 (Entlassung von Hoffmann/Kraus) die Herren Jarchow und Hilke durch den von Fans mit Fans bestückten Aufsichtsrat installiert wurden – als Übergangslösungen – wurden nur kurze Zeit später die Verträge bis 2015 verlängert. Zu dieser Zeit saß noch der von Hoffmann vorgeschlagene Arnesen im Vorstand sowie der Fan Scheel mit seinem Posten für Mitgliederbelange. Nur so am Rande: in einem Proficlub ist das kein Geschäftsfeld im Vorstand. Bestenfalls Abteilungsleiterebene. Wobei anzumerken ist, dass Hilke ein Marketingspezialist in Sachen Fussball ist (Sport5) und eine eigenständige HSV – Vita hat.

Dieses unglückseelige Konglomerat aus einem ganz klein bißchen Kompetenz und gaanz viel Fan sein ermöglichte in den vergangenen knapp drei Jahren (bezogen auf die Entlassung Hoffmanns/Krauss´) einen rapiden Absturz des HSV. In der Bundesliga von Platz 7 (Saison 2010/11) direkt in den Abstiegskampf und in Europa von der hoch geachteten Nr. 13 (zeitweise Nr. 8) auf unter ferner liefen.

Finanziell ist die Situation auf der ganzen Linie schlechter geworden. So schlecht, dass die Schuldsumme für das Stadion im Juni 2013 höher war als im Juni 2012. Die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten beläuft sich inzwischen auf knapp 100 Millionen €.

Zu beobachten wie der HSV durch Fans in den sportlichen und finanziellen Ruin gewirtschaftet wird schmerzt mich zur Zeit viel mehr als diese Negativserie von inzwischen sechs Niederlagen in Folge. Neben den vielen Indiskretionen und einigen anderen peinlichen Auftritten der verantwortlichen Gremienmitgliedern des HSV grämt mich vor allem das von jeder Selbstkritik befreite Auftreten des o. g. Personenkreises. Dieser trägt die Verantwortung in Zusammenarbeit mit bestimmten Fangruppen für die aktuelle Situation des HSV.

Natürlich hoffe ich, dass die Trainer und Spieler den Klassenerhalt gegen all widrigen Umstände schaffen. Klar sehe ich wie alle anderen auch, dass die Mannschaft schwerst verunsichert ist und genau deshalb bedarf sie unser aller Unterstützung! Und seit gestern Abend mehr denn je in der Vereinsgeschichte.

Aber für die Zukunft sind wir Mitglieder bei der nächsten Mitgliederversammlung aufgerufen den Weg für professionelle Strukturen endgültig frei zu machen. Damit endlich wieder wirtschaftlich und sportlich bessere Zeiten für uns alle realisiert werden können.

Nur der HSV

Bernd Riepen

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