Woran liegt es?

Na klar, ist es verständlich wenn massiv auf Vorstand, Aufsichtsrat, Sportchef, Trainer und Mannschaft geschimpft wird. Es ist fast schon eine logische Reaktion, eine mit der man glaubt seinen entstandenen Frust abbauen zu können. Aus diesem Frust resultieren dann alle möglichen und unmöglichen Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Auf diese wird zu einem späteren Zeitpunkt in der darauffolgenden Woche gerne verwiesen. Erst recht wenn sich die Befürchtungen in den darauf folgenden Spielen immer wieder bestätigen. Wichtig dabei: „Ich habe es ja schon immer gesagt“. Menschen die sich erst mit etwas mehr Abstand, etwas mehr Ruhe äußern werden dann schon mal als Schönredner gesehen. Nur allzu verständlich, dass speziell jüngere Fans es für die schlimmsten Spiele des HSV halten, was der HSV gegenwärtig abliefert. Klar sind die Pflichtspiele der gerade angefangenen Saison schlimm. Keine Frage. Nur es gab weit aus schlechtere!

Trotz aller und auch wegen aller Emotionalität wird allen Sachlichkeit gut tun. Von den Medien hat der HSV und somit auch seine Fans nichts Gutes in den nächsten Tagen zu erwarten. Da wird nichts Konstruktives kommen, sondern aus Gründen der Absatzsteigerung noch zusätzliches Öl ins Feuer gegossen werden. Stichworte: Trainerfrage, Ein- und Verkaufspolitik, radikaler Umbruch und sind die handelnden Personen wirklich die geeigneten und natürlich das noch 11 Tage geöffnete Transferfenster. In der Diskussion über die Ursachen sollte, ja muss kontrovers gestritten werden, aber unter Berücksichtigung der Fakten.

Ich beginne mit der Vorbereitung. Hier fehlten während der gesamten Vorbereitung Rincon und Guerrero vom alten Personal. Außerdem fehlte Petric über den größten Zeitraum. Aogo kam ebenso wie Elia und Bruma – nach Sonderurlaub wegen Länderspieleinsätzen – verspätet zur Vorbereitung. Außerdem erlitten Bruma und Sala Verletzungen die sie auskurieren mussten bzw. noch ausheilen. Markus Berg ist erst jüngst ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Skjelbred kam sogar erst am Tag vor dem Spiel beim BVB. Wünschenswert wäre es gewesen, die Vorbereitung mit dem gesamten Kader durchziehen zu können. Hieraus ergibt sich dann schon der zweite Punkt von allein. Es gab kein wirkliches Einspielen, kein einstudieren von Laufwegen, kein einziges Spielsystem ist den Spielern in Fleisch und Blut übergegangen. Immerhin hat Oenning in den bisher drei Bundesligapartien drei Systeme spielen lassen und das mit drei verschiedenen Startformationen. So kann sich keine Mannschaft einspielen, keine Sicherheit im eigenen Spiel entwickeln. Dieses macht sich dann auf dem Platz als ängstliche Spielweise bemerkbar und die weist auf eine umfassende Verunsicherung im Kader hin. Oenning und Arnesen sind hier gefragt sich vorerst auf ein System mit den dafür am besten geeigneten Spielern festzulegen und dieses über mindestens mehrere Wochen im Training und auf dem Platz spielen zu lassen. Überdies wird es darauf ankommen intensive Gespräche mit den Spielern zu führen. Tenor: herausfinden was die Spieler konkret umtreibt und Motivation.

Das Wehklagen über die wirklich nicht schön zu redenden bisherigen Auftritte ist unter dem Gesichtspunkt des Frustabbaus sicherlich verständlich. Allerdings ausschließlich rückwärts gerichtet und problembezogen. Was der HSV und wir alle jetzt tunlichst machen sollten ist nach vorne schauen und Lösungen finden, besser herausarbeiten. Wie drücken es Sportler doch gerne nach Niederlagen aus: Ich/wir müssen jetzt nur nach vorne schauen. Wer es aus der Situation einer Niederlage heraus schon ein Mal versucht hat, weiss wie schwer dieses Unterfangen ist. Weiss wie schwer es ist seinen Kopf wirklich frei zu bekommen. Gleichzeitig sollen Trainerstab und Mannschaft aus den gemachten Fehlern lernen, was eine gewisse Form des Rückblicks unerlässlich macht. Hier sind die psychologischen und pädagogischen Fertigkeiten und Fähigkeiten aller Betreuer beim HSV gefragt und ich kann nur hoffen, dass sie von den Spielern ordentlich strapaziert werden. Denn eine Woche ist verdammt wenig Zeit dafür.

Ich habe das Spiel heute als die schlimmste Partie der jungen Saison empfunden, weil ich nichts gesehen habe was zusammen passt. Nach der Festlegung auf EIN System (muss zwingend sofort erfolgen, um keine weitere Verunsicherung zu schaffen) muss dieses einstudiert werden. Möglichst einfache und leicht zu lernende Spielzüge nach vorne und klare Ansagen an alle Spieler für die Rückwärtsbewegung und in der Defensive. Und zwar so lange bis die Spieler das Gefühl bekommen sich darin sicher zu sein. Erst dann kann es um den Ausbau des Systems gehen. Andere Systeme sollten solange Tabu sein, bis das erste beherrscht wird. Slomka und Klopp machen kein Hehl daraus, dass sie ihre Mannschaften erst jetzt in der Verfassung sehen, dass sie ihr Spielsystem variieren, verfeinern, ausbauen oder umstellen können. Gerade Dortmund scheint damit noch nicht so weit zu sein wie erhofft. Siehe das Spiel in Hoffenheim und auch heute gegen den 1. FC Nürnberg gab es Schwächephasen.

Beide Mannschaften Hannover 96 (zwei Jahre) und der BVB (drei Jahre) sind uns auf dem Weg zum Systemfußball deutlich voraus. Hannover war praktisch bis zum letzten Spieltag der Saison 2009/2010 in akuter Abstiegsgefahr. Haben sich erst in Bochum durch einen Sieg dort retten können.

Der allergrößte Teil von uns Fans wollte den Umbruch, mehr oder weniger radikal. Die Konsequenz daraus ist, dass wir eine verdammt harte und schwierige Saison vor uns haben. Diese kann möglicher weise einen noch 31 Spieltage währenden Kampf um den Klassenerhalt beinhalten. Darüber müssen wir uns im Klaren sein. Daraus ziehe ich folgende Schlüsse:

 

  1. Der Trainer braucht nicht nur Zeit sondern auch Vertrauen, unter anderem von uns. Mirko Slomka in Hannover hat auch intern darum kämpfen müssen und hat sich durchgesetzt.
  2. Erwartungshaltungen und sei es auch nur der einstellige Tabellenplatz sind zurzeit unrealistisch. In den nächsten Wochen und Monaten wird es darum gehen Schritt für Schritt und sehr langsam kleine Fortschritte beim Spiel unserer Mannschaft erkennen zu können.
  3. Ich weiss, die Ergebnisse dürfen nicht ausbleiben. Schon klar. Nur wer etwas Zukunftsträchtiges entwickeln soll und muss kann dies nicht nach dem Motto machen: Zuerst der Erfolg, dann die Entwicklung. Das wird nicht und hat auch noch nicht funktioniert. Hannover hat es vorgemacht wie es geht, trotz Abstiegskampf.
  4. Für uns Fans gilt trotz aller unterschiedlichen Ansätze, Ideen und Vorstellungen zusammenhalten und zu den Entscheidungsträgern, sportlich Verantwortlichen und ganz besonders zur Mannschaft zu stehen. Auch wir haben den drohenden Abstiegskampf anzunehmen.
  5. Jetzt Köpfe der Verantwortlichen, insbesondere des Trainers zu fordern macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Siehe Hannover. Wer jetzt sagt: Ja, der Slomka, das ist ja auch was anderes. Den möchte ich an die kontroversen Diskussionen erinnern als er bei uns im Gespräch war.

Die gegenwärtige ist Situation ist nur unzureichend beleuchtet worden in diesem Beitrag und kann deshalb lediglich ein Anfang sein. Dennoch: Die fünfzigste Spielzeit der Fußballbundesliga findet nicht ohne uns Dinos statt!

Nur der HSV!

2 Antworten zu “Woran liegt es?

  1. Jo 21. August 2011 um 13:15

    Bevor Du Zeit und Vertrauen für den Trainer einforderst, schaue Dir bitte einmal in der nächsten Woche das Training der Mannschaft an. Ich komme leider nicht dazu, dieses regelmäßig zu beobachten, ab wenn sich die Trainingsarbeit wirklich in der Art gestaltet, wie sie am Freitag zu beobachten war, dann wirst auch Du Dich erschrecken !

  2. Ba Ma 21. August 2011 um 10:48

    Breuckmann und der HA haben doch nur geschwafelt, es nervt. dass Laux wieder die üblichen unbestätigten Phrasen drischt. Was steckt hinter dieser HA-Taktik?

    Helmer sprach es indirekt an: Oenning ist unfähig, elementare Dinge einer Mannschaft einzuimpfen.

    Das Übel fing doch mit der AR-Wahl an, dieser merkwürdige Fanclub und dieser Buntbetuchte leitenten den neuen HSV-Weg abwärts ein.
    Dazu ein unfähiger VV, dem es nicht gelingt, Gelder zu generieren: Das konnte eben nur BH. Oder warum öffnen nicht mal die superreichen AR ihre Schatulle? sie dürften dann auch mal wieder ins Fernsehen…. Kühne wurde ja schon vergrault, den brauch man gar nicht anzurufen.

    Und dasss dann als Zuschauerstimmen zwei Pappnasen eingeblendet wurden, die die Schuld nun BH geben, ist nur noch lächerlich.

    Deshalb:
    Oenning sofort raus, und den Rest erledigen die Mitglieder bei der nächsten MV.

    und übrigens, um den Buntbetuchten und den seltsamen Sc-Vorsitzenden ist es momentan sehr, sehr ruhig….

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