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Trainer, Mannschaft und System

Es ist gute zehn Monate her da präsentierte der HSV seinen neuen Wunschtrainer Thorsten Fink. Heraus gekauft aus einem laufenden und gültigen Vertrag. Dieser sollte die Mannschaft und jeden einzelnen Spieler besser machen und für ein hohes Maß an Identifikation mit dem Verein.

Schon nach kurzer Zeit musste Thorsten Fink einsehen, dass er sein favorisiertes Spielsystem (4 – 2 – 3 – 1) mit dieser verunsicherten HSV – Mannschaft nicht umsetzen konnte. Er verstärkte die Defensive, reaktivierte für das defensive Mittelfeld Jarolim und schaffte letztendlich den Klassenerhalt. Immer wieder wechselten gute und starke Auftritte der Mannschaft mit leidenschaftslos abgespulten und lästig wirkenden Pflichtaufgaben ab. Dem entsprechend fielen die Ergebnisse aus.

Nach der Saison wollte die sportliche und die Vereinsführung die Saison generalsstabsmäßig analysieren und die entsprechenden Konsequenzen unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen prüfen und umsetzen. Dabei kam heraus: „Erst muss verkauft werden, dann können wir investieren. Auf die Rolle die Mitgliederversammlungen und Satzungsänderungsanträge in diesem Zusammenhang gespielt haben will ich hier nicht eingehen. Dass sie Einfluss hatten steht für mich jedoch außer Frage.

Schon früh in der Planung stand fest, dass David Jarolim und Mladen Petric – um nur die prominentesten zu nennen – Hamburg verlassen mussten. Später gesellten sich dann noch Guerrero und Töre dazu. Damit war erst einmal ein wenig Spielraum da um neue Spieler zu verpflichten. Es kamen Adler, Rudnevs und der Rückkehrer Beister wurde mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet. Danach gerieten sowohl die Verkaufs – als auch die Einkaufsaktivitäten ins stocken. Der nächste Schritt war die Verpflichtung von Milan Badelj, der erst ab dem 29.08.2012 zur Verfügung stehen darf, da er noch das Rückspiel in der CL – Qualifikation für Dinamo Zagreb absolvieren muss. Wohl zu spät für einen Einsatz in Bremen.

Parallel dazu verkündete der geschäftsführende Vorstand, dass der HSV für die Philosophie stehe mit Nachwuchskräften aus den eigenen Reihen den Weg an die Spitze antreten zu wollen. Um dieses zu unterstreichen wurde das Projekt „Campus“ aus der Taufe gehoben. Hier sollen ab dem 29.09. 2012 Mitglieder und Fans dem HSV zu einer Summe von 12,5 Millionen € verhelfen, die mit 6 bis / Prozent verzinst werden sollen. Im Prinzip eine gute Idee das Nachwuchszentrum von Norderstedt in den Volkspark zu verlegen. Im Prinzip auch eine gute Idee den Nachwuchs verstärkt in die Kaderplanung der Zukunft einzubeziehen. Jedoch hilft es den letztjährigen Tabellen 15. aktuell nicht.

Zwar gibt es mit Steinmann und Norgaard zwei 17 bzw. 18 jährige Talente die mit den Profis trainieren und mit Norgaard war einer von ihnen im Kader gegen den 1. FC Nürnberg, aber es fehlt dem Trainer der Mut diese jungen Spieler auch einzusetzen.

Wenn ich von den ersten beiden Pflichtspielen in dieser Saison als Grundlage ausgehe sehe ich keine positive Veränderung zur Vorsaison. Im Gegenteil. Nach 112 Tagen Sommerpause hat sich an der Einstellung vieler Spieler zu ihrem Beruf (Job) nichts zum Positiven verändert. Es wirkt geradezu so, als sei es eine lästige Angelegenheit dem gut bezahlten Job eines Fußballprofis nach zu gehen. Der, dass sei hier einmal kurz angemerkt, im Verhältnis zu anderen Berufen wie Krankenschwester, Arzt und vielen anderen keinerlei wirkliche Verantwortung mit sich bringt.

Nun kann man seiner Arbeit immer auf zweierlei Weise Nachkommen: So dass gerade reicht oder so, dass einem selbst Spaß macht: Ich frage mich, während ich diese Zeilen schreibe, wie es sich für einen Fußballprofi anfühlt wenn er nach lustlos absolvierter Arbeit nachhause geht. Einsatz, Engagement und Leidenschaft für seinen Beruf erwartet jeder Arbeitgeber. Fordert der HSV in Person von Fink, Arnesen und Jarchow oder auch Otto und Ertel dieses in ausreichendem Maß ein? Leider kann ich diese Frage nicht beantworten. Berücksichtige ich die in dieser Saison abgelieferten Leistungen einiger Spieler komme ich zu dem Ergebnis, dass dieses nicht der Fall sein kann. Es ist ohne Zweifel richtig, dass der Trainer für die Einstellung der Spieler verantwortlich ist. Allerdings hat kein Trainer der Welt bei einem Spieler eine realistische Chance, diese zu positiv zu verändern wenn er der Spieler es nicht will. Also eine Charakterfrage.

Unser Trainer Thorsten Fink möchte mit seiner Mannschaft – unserem HSV – sein System spielen. Dieses soll auch in allen Mannschaften des HSV gespielt werden, die dem profibereich zuarbeiten. Soweit, so gut. Aber ist das System für den bestehenden Profikader realistisch umsetzbar? Antwort: Nein. Siehe Resultate.

Trotz einer personell stark ausgelegten Defensive fallen regelmäßig mehr Gegentore als wir selbst schießen. Wie in der letzten Saison geht es auch in dieser munter damit weiter, dass sie besonders häufig nach Standardsituationen erzielt werden. Wenn ich es richtig gezählt habe vier von fünf in dieser Saison. Unser System, dass über die Dominanz kommen soll, zum Torerfolg führen soll und schließlich den Sieg zum Ziel hat, benötigen wir eine sichere Ballbehandlung von der Annahme bis zur Weiterverarbeitung. Sicheres Passspiel. Habe ich mindestens seit Monaten nicht mehr von unserem HSV gesehen. Gestern gegen den FCN war es eher zufällig wenn ein Zuspiel ankam. Da drängt sich nicht nur eine Frage auf. Die wichtigste scheint mir zu sein: Was hat Fink mit der Mannschaft trainiert?

Sollte es daran liegen, dass unsere Spieler technisch noch so unfertig sind? Zuspiele über zwei Meter waren gegen Nürnberg keine sichere Sache. Vielleicht ist der Kader von dem verlangten Spielsystem aber auch einfach nur überfordert und es muss ein einfacheres System gespielt werden. Eines, das alle kennen. Vielleicht ein 4 – 4 – 2 oder auch ein 4 – 3 – 3. Zwar spielt u. a. die deutsche Nationalmannschaft das „finksche System“  Trainer Thorsten Fink muss sich hinterfragen ob das 4 – 2 – 3 – 1 das System ist, dass er von seinem Kader spielen lassen kann. Ist der vorhandene Kader dazu befähigt es umzusetzen? Meiner Meinung nach ist er es nicht. Personelle Veränderungen können da vielleicht noch etwas bewegen. Mit dem vorhandenen Personal und den schnellen Leuten im Kader sollte der Schwerpunkt des Spiels nicht auf Dominanz, Kontrolle und Ballbesitz ausgerichtet sein, sondern auf das Erfolgsmodell der Vereine die in der vergangenen Saison in Hamburg gewonnen haben. Die wesentlichen Bausteine waren eine sichere Defensive und bei eigenem Ballbesitz (blitz-) schnelles Umschalten auf Offensive mit einem schnellen Abschluss. Eine simple Kontertaktik. Für den Gegner schwerer zu bespielen als ein Team, dass Dominanz ausüben will, statt Tore zu schießen.

Die gestrige Startelf mit Adler, Diekmeier, Bruma, Mancienne, Aogo, Westermann, Skjelbred, Sala, Son, Jansen, Berg hat mich schon sehr gewundert, aber es gibt wohl kaum etwas zwischen Erde und Himmel was nicht noch überraschender gestaltet werden kann. Da wird für den sicherlich nicht guten Sala in der 58. Minute von Fink der theoretisch ausgemusterte Tesche eingewechselt. Das passt von der Position her nicht und die Aufgabe wurde auch in der folgenden guten halben Stunde Einsatzzeit nicht deutlich. War es der Versuch den Verantwortlichen zu zeigen, dass es mit diesem Kader für die Bundesliga nicht reicht? Die Pfiffe die nach der Einwechslung durchs Rund gingen galten nach meiner Wahrnehmung jedenfalls nicht Tesche, sondern Fink. Vielleicht lag es daran, dass viele Beobachter des Spiels ein offensives Signal von der Trainerbank an die Mannschaft erwartet hatten. Also Beister oder Rudnevs z. B. für den von Beginn an völlig überforderten Son. Aber Son musste erst nach der Nürnberger Führung gehen, ebenso wie Skjelbred. Dafür kamen dann Beister und Rudnevs. Und dieser Rudnevs hatte in zwanzig zwei gute Szenen in denen er mit etwas mehr Glück hätte einnetzen können. Sicherlich benötigen beide Spieler genauso wie Son noch viel Spielerfahrung und müssen stetig dazu lernen, aber wenn sie nicht spielen (Rudnevs, Beister) können sie sie nicht gewinnen. Ich gebe zu, dass ich gegen den Club eine offensivere Aufstellung erwartet habe. Eine in der Rudnevs und Beister von Anfang an spielen.

Lehren aus Karlsruhe

Nein, ein neuer Spielbericht wird dieser Beitrag sicher nicht. Es ist wohl hinlänglich bekannt wie das Desaster in Halbzeit zwei seinen Lauf nahm, dass sich phasenweise schon in der ersten Hälfte abzeichnete. Klar auch, dass die Temperaturen von über 40 Grad auf dem Rasen das Spielen nicht begünstigte. Dieses gilt allerdings für beide Mannschaften.

In der gegenwärtigen Situation ist es verdammt leicht und wohl auch nicht unberechtigt auf die Verantwortlichen, die sportliche Leitung und die Spieler verbal einzuprügeln. Genau das will ich nicht. Sicher frage ich mich, ob das jetzt nicht nötig wäre? Nur was würde es konkret nutzen? Aus meiner Sicht ist es deutlich wichtiger zu schauen was denn die Fehler in diesem und sehr wahrscheinlich nicht in diesem Spiel (Altona 93) waren. Noch bedeutsamer ist es dann die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Womit also anfangen? Da ist zunächst einmal das Spielsystem. 4 – 2 – 3 – 1. Ist es überhaupt für den gegenwärtigen Kader das richtige System? Gibt es die Spieler, die es umsetzen können und wollen? Lapidar angefangen könnte man sagen, der HSV besitzt genügend Spieler für die entsprechenden Postionen. Aber schon bei der Position des rechten Außenverteidigers fällt auf, dass der Youngster Lam den „Routinier“ Diekmeier überflügelt haben soll. Die gestrige Leistung spricht nicht dafür. Wenn nun Lam der Bessere sein soll, schlage ich vor Bruma auf diese Position zu beordern und für ihn Scharner in der Innenverteidigung spielen zu lassen. Zumindest in den nächsten sechs Wochen wird dieses nicht gehen, da sich Scharner einen Innenbandriss im rechten Knie zugezogen hat. Unter der genannten Voraussetzung würde ich dann Westermann wieder in die IV zurückziehen. Die linke Außenverteidigerposition bereitet mir im Moment auch Kopfzerbrechen. Dennis Aogo spricht öffentlich die richtigen Punkte an und jedes Mal wenn dieses macht, hat er anschließend mit sich genug zu tun um seine Leistung auf den Platz zu bringen, was auch er nicht immer schafft.

Die beiden gestrigen defensiven Mittelstrategen des HSV mit Skjelbred und Westermann haben beide ihre Probleme mit diesen Positionen. Westermanns Passspiel ist zu fehlerhaft und Skjelbred tauchte zumindest gestern nach für mich überraschend guter erster Halbzeit in der zweiten ab. Jaroli9m ist nicht mehr im Verein und Tomas Rincon ist noch auf Wochen hinaus verletzt (Schienbeinentzündung). Ab Mitte/Ende September wird Badelj eine der beiden Positionen einnehmen. Aber ist beispielsweise ein Matti Steinmann schon soweit in seiner Entwicklung, dass er mit seinen 17 Jahren eine wirkliche Alternative auf dieser Position ist?

Zentral offensiv ist zur Zeit noch Tolgay Arslan gesetzt und mache keinen Hehl daraus, dass ich dem jungen Mann viel, sehr viel Einsatzzeit wünsche. Ich glaube er kann – entsprechende Spielzeit vorausgesetzt – dem HSV weiterhelfen. Aber danach ist kein Spieler beim HSV in Sicht der diese „Zehner“ – Position bekleiden könnte. Aktuell hat er sich leider einen Muskelfaserriss zugezogen. Wer soll diese Position gegen Nürnberg spielen. Auf der linken offensiven Mittelfeldposition ist an Jansen gegenwärtig kein vorbeikommen für Ilicevic. Rechts streiten sich gegenwärtig Son und Beister um einen Startplatz. Son verliert für meinen Geschmack den Ball zu schnell und Beister habe ich gestern nachhaltig nur in zwei Szenen wahrgenommen.

Im Sturm kämpfen Berg, Rudnevs und Son um einen Platz und im Notfall käme auch Beister hinzu. Bei einer benötigten Spitze ist Berg zur Zeit im Vorteil. Diesen stärkt er augenblicklich durch Tore (Mallorca und Karlsruhe). Allerdings fällt er sonst eher gar nicht oder unnötiges Foulspiel auf.

Es möge jeder selbst entscheiden für welches Abschneiden diese Personaldecke ausreichen kann.

In der Art wie ich den Kader bis hier her angesprochen habe, kann und das ist durchaus gewollt, der Eindruck entstehen es handele sich bei der Spielerdecke des HSV um lauter Individualisten. Einzelne Akteure ergeben bei weitem keine Mannschaft und bleiben auch als einzelne weit unter ihren Möglichkeiten wenn sie nicht zusammen spielen und einen gemeinsamen „Fighting Spirit“ entwickeln. Gestern war aus meiner Sicht in den rund ersten 15 Minuten so etwas Ähnliches zu sehen. In der zweiten Hälfte gab es diesen auch nicht mehr in Ansätzen zu sehen. Da frage ich mich doch, was haben die Spieler vom sogenannten „Überlebenstraining“ in Schweden mitgenommen?

Für mich steht fest, dass der überlebenswichtige Teamgeist nicht durch Aussagen – gleich welcher Art – entsteht, sondern ausschließlich aus der Einsicht, dass wirklich nur und ausschließlich gemeinsames Einstehen für einander ein Mannschaftsgeist, ein Fighting Spirit entstehen kann. Dieser wird die ganze Saison über gefragt sein und bleiben.

Was wirklich wichtig ist

Am vergangenen Montag startete unser HSV in die Saisonvorbereitung für die Jubiläumsspielzeit. Fünfzig Jahre Bundesliga werden im Mai 2013 hinter uns liegen und schon oder sollte ich richtiger schreiben noch immer machen sich die gleichen, nein dieselben Probleme beim HSV bemerkbar. Deutlich sichtbar für alle die in dieser Woche beim Training im volkspark dabei waren.

Schon seit mindestens vier bis fünf Jahren bricht sich beim HSV eine „Sache“ Bahn, die auch mit verantwortlich für das Saisonergebnis 2011/2012 zu machen ist. Und ich meine nicht den seit dem Abgang von Rafael van der Vaart fehlendem Spielgestalter, sondern von der in weiten Teilen der Mannschaft fehlenden Bereitschaft sich leidenschaftlich seinem Beruf als Fußballprofi zu widmen.

Wie oft haben wir in der Vergangenheit Spieler gesehen, die abwinkten wenn der Ball nicht wenigstens zentimetergenau in den Fuß gespielt worden ist. Einige zeigten sogar Einsatz in dem sie versuchten mit einem Spreitzschritt den Ball noch zu erreichen. Ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige bin der mal gelernt hat, dass z. B. ein Pass in die Tiefe, neufußballerisch ein vertikaler Pass, in den Lauf gespielt werden soll, wenn nicht sogar muss. Denn sonst verliert der Angespielte an Tempo und aus dem schnellen Angriff wird womöglich gar nichts mehr. Umso Fußball zu spielen bedarf es einiger Tugenden, die jeder Fußballer beherzigen muss. Zwingend umsetzen muss. Leitspruch 1: Fußball ist ein Laufspiel. Wer das nicht umsetzt wird grundsätzlich zweiter Sieger bleiben. Leitspruch 2: Ohne persönlichen Ehrgeiz sich im Wettbewerb mit Mannschaftskollegen (Training) und Gegnern durchsetzen zu wollen hat seine Zweikämpfe schon vorher verloren.

Schon der 16 jährige Wimbledon – Gewinner Boris Becker hatte seiner in einem Interview gesagt: „Ich wollte den Sieg mental mehr als mein Gegner.“ Leitsatz 3: Fußball ist nicht nur ein Mannschaftspiel, sondern es kommt auch auf den persönlichen Siegeswillen an. Davon war bei den Trainingseinheiten am Montagnachmittag und Donnerstagvormittag bei einem Großteil der Spieler wenig zu sehen, zu spüren oder wahr zu nehmen. Das indiskutable Ergebnis von Rosenheim – ein frisch aufgestiegener Regionalligist – spricht trotz aller Widrigkeiten eine deutliche Sprache in diese Richtung. Selbst wenn die Spieler am Selben Tag angereist sind und am Vortag eine Impfung für Südkorea über sich ergehen lassen mussten, so reicht mir dies nicht als Begründung für einen miesen Kick. Wenn manch einer auch sagen mag, was soll es, es war nur das erste Testspiel und es werden noch viele weitere folgen. Da kommt es nicht darauf an. Doch, genau darauf kommt es an. Auch diese Testspiele zeigen mit welcher Einstellung jemand an seine Arbeit geht.

Die Frage nach der Einstellung zur Arbeit, zum Verein und zur Leistungsbereitschaft, zur eigenen Motivation müssen die Spieler eindeutig in jeder Trainingseinheit, in jedem Testspiel und erstrecht in den Spielen im DFB – Pokal und der Bundesliga beantworten. Ebenso selbstverständlich ist es die Aufgabe des gesamten Trainerstabes, des Sportdirektors und der Masseure und Physiotherapeuten sowie der Mentalcoaches daraufhin zu wirken, dass die Spieler ihre bestmögliche Leistung abrufen. Was nützt „großes Potential“ wenn nicht einmal die Bereitschaft besteht es auch abzurufen.

In der vergangenen Saison und nicht nur in der haben wir es immer wieder erleben müssen, dass es in entscheidenden Spielen nicht gereicht hat. Wir immer wieder um bessere Resultate und Verein, Mannschaft und wir Fans keine Titel in Händen halten konnten. Jedem fällt dazu sicherlich mehr als nur ein Ereignis dazu ein. Obwohl der HSV vor der letzten Saison eine tiefe Zäsur im Kader durchgeführt hat und das Abschneiden in der vergangenen Saison dauerhaft beängstigend an der Abstiegsgrenze verlief scheinen einige Spieler nicht begriffen zu haben wofür unter anderem sie mitverantwortlich durch ihr Auftreten und ihre Spielweise waren. Und es geht schon wieder los. Thorsten Fink und alle anderen Verantwortlichen und Mitarbeiter sind aufgerufen, die immer noch faulen Früchte in der noch knapp zweimonatigen Wechselfrist auszusortieren. Andererseits ist insbesondere die sportliche Leitung jetzt (!) dazu aufgerufen diejenigen Spieler zu schützen, zu stärken und zu fördern die ganz offensichtlich gewillt sind ihr Bestes abzuliefern.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Was hat die diese erste Trainingswoche sonst noch gebracht?

Zunächst mal neue und alte Gerüchte über Spieler die noch gehen sollen. Die Liste beim HSV ja ziemlich lang. Drobny, Sowah, Chrisantus, Besic, Labus, Ingreso, Nagy, Sala, Skjelbred, Töre, Tesche, Berg und Guerrero. Und wäre er nicht verletzt Kacar. Dazu kommen die Spieler, die schon verabschiedet worden sind: Stepanek (Ziel unbekannt), Jarolim (voraussichtlich Ligue 1), Petric (FC Fulham) Tavares (Ziel unbekannt), Castelen (z. Zt. Probetraining in Salzburg), H. Behrens (Darmstadt 98), Brügmann und Bertram (VfL Bochum).

Schauen wir uns die Spieler mal und vor allem die Gründe, die dazu führen bzw. führten, dass sie den HSV verlassen bzw. verlassen haben oder mussten. Bei Jaroslav Drobny hat sich die Ausgangslage grundlegend geändert. Er ist wie in seinem ersten Jahr beim HSV nur noch die Nr. 2. Schon vor der Saison hat sich Thorsten auf Rene Adler als neue Nr. 1 (trotz Rückennummer. 15) festgelegt. Hatte Drobny vor seiner ersten HSV – Saison noch den Zweikampf mit Frank Rost knapp verloren, so gibt es jetzt nicht mal einen Zweikampf mit Adler in den sicherlich auch Tom Mickel eingreifen könnte. Drobny ist nahegelegt worden sich einen neuen Verein zu suchen, vor allem wohl auch deshalb weil er 1,7 Millionen € Jahresgehalt kostet. Das möchte verständlicher Weise Drobny weiterhin verdienen.

Das liebe Geld ist für den HSV auch bei einem eventuellen Verkauf Paolo Guerreros der ausschlaggebende Faktor. Sportlich heißt es, Paolo sei der beste Fußballer des HSV aber 4 bis 4,5 Millionen € Jahresgage inklusive einer jährlichen Signing Fee von einer Million € ist für die klammen Vereinskassen eine erhebliche Belastung. Anfragen soll es aus Valencia, Neapel und Kasan geben. Die Russen scheinen die finanzstärksten Interessenten zu sein.

Auf Grund ihrer sportlichen Leistung der abgeschlossenen Saison dürfen sich Tesche, Berg und Skjelbred den Verein verlassen, aber sie wollen – stand heute – bleiben. Wir dürfen gespannt sein ob es der sportlichen Leitung Frank Arnesen gelingt nicht nur diesen dreien neue Herausforderungen attraktiv zu machen.

Geht es bei Töre weiter wie in der ersten Hälfte der letzten Spielzeit ist er sicherlich ein Spieler, der nicht aus sportlichen Gründen gehen müsste. Allerdings kam er nach seiner schweren Verletzung im Wintertrainingslager nicht wieder an sein erreichtes Niveau heran. Zudem will er seinen Vertrag nicht vorzeitig verlängern. Unter diesen Gesichtspunkten ist auch er ein Wechselkandidat. Ebenso Sala der als schwer integrierbar gilt.

Die Talente Sowah, Chrisantus, Besic, Ingreso und Nagy konnten sich bisher  für die Profimannschaft nicht ausreichend in Szene setzen. Chrisantus war mindestens zwei Spielzeiten ausgeliehen und schaffte es in der zweiten Liga nicht zum Stammspieler. Zur Zeit trainiert er zwar mit den Profis, zeigt aber deutliche Schwächen im Training. Trotz selten aufblitzender Qualität ein sicherer Kandidat für einen Wechsel. Dies mal wohl kein Leihgeschäft mehr. Lennard Sowah hat sich beim HSV nicht Mal in der zweiten Mannschaft durchgesetzt und soll abgegeben werden. Besic hatte es sich schon vor rund einem halben Jahr auf Grund verschiedener Eskapaden bei Cardoso und Fink verdorben. Sein Probetraining bei Dynamo Dresden führte auch nicht zum gewünschten Erfolg. Sicher ist, dass gehen darf und soll. Ingreso und Nagy wie vielleicht auch Zhi Gin Lam sind Kandidaten für eine Ausleihe um Spielpraxis zu sammeln.

Erfreuliches hatte diese erste Trainingswoche auch zu bieten. Mit Rene Adler steht endlich wieder ein Torwart im HSV – Tor der seine Vorderleute mit klarer Sprache anweist, wie und was sie zu spielen haben. Selbst im Trainingspiel spricht er fast ununterbrochen mit ihnen. Das hat Klasse und noch mehr Klasse hat, dass ihm seine Verteidiger folgen und umsetzen was er von ihnen verlangt. Das hat Spaß gemacht und ich freue mich auf die kommenden Spiele mit ihm – trotz der guten Leistungen von Drobny im Abstiegskampf.

Negativ formuliert muss man wohl folgendes über den künftigen HSV – Angriff aussagen: Die Statik des HSV – Angriffsspiels der letzten Saison wird zusammenbrechen, einstürzen und so nicht mehr vorkommen. Mit Maximilian „Maxi“ Beister und Artjons „Rudi“ Rudnevs sind flinke, schnelle und äußerst bewegliche Offensivspieler zum HSV gekommen die beide vor Leistungswillen nur so sprühen. Rudnevs als Stürmer immer an der Grenze zur Abseitslinie agierend und ein richtig schneller Beister der sowohl links wie rechts und auch zentral offensiv spielen kann sind ein echtes Plus an Tempo, körperlicher Beweglichkeit und geistiger Handlungsfähigkeit. Wir dürfen alle miteinander gespannt sein wie die beiden miteinander harmonieren werden. Dabei darf ein dritter Mann keineswegs vergessen werden: Tolgay Arslan. Er kann und er füttert die beiden in den Trainingsspielen mit gut verwertbaren Bällen.

Abschließend noch ein paar kurze Worte zum Thema Neuverpflichtungen. Und da geht es zunächst um das liebe Geld. Arnesen hat in der Öffentlichkeit immer wieder betont, dass er zunächst verkaufen muss um Spielraum für neue Spieler zu bekommen. Lange sah es so aus als ob es keine Möglichkeiten für Veränderungen (wie oben geschrieben) geben würde. Inzwischen bestätigt Arnesen, dass es für einige Spieler zusätzlich zu Paolo Guerrero gibt. Gleichzeitig scheint sich der HSV auf vier Kandidaten für das Mittelfeld festgelegt zu haben. Angeblich zwei Sechser und zwei Zehner. Spätestens an dieser Stelle wird es richtig teuer und ein oder mehrere Investor/en  kommen ins Spiel. Kühne scheint bereit zu sein wieder in seine Schatulle greifen zu wollen. Aber dieses Mal nicht er alleine sondern nur in einer Gruppe gleichgesinnter und finanzstarker Unterstützer. Angeblich sind weit und breit keine weiteren Anleger auffindbar. Schafft es der HSV Vorstand dann Herrn Kühne davon zu überzeugen, sich auch allein für den HSV finanziell zu engagieren und das obwohl er keinerlei Lust darauf verspürt wieder Zielscheibe öffentlicher Angriffe ob seines Engagements zu werden. Wie auch immer, angeblich hat der HSV Vorstand schon eine Liste mit Spielernamen mit Herrn Kühne abgesprochen.

Zwei Spieler die darauf enthalten sein sollen sind Rasmus Elm und Rafael van der Vaart. Rasmus Elm gehört zu jener schwedischen U 21 Nationalmannschaft in der auch Berg und Toivonen bei der Heim EM der U 21 Nationalmannschaften mitgewirkt haben. Elm und Berg haben – so habe ich die EM – Spiele in Erinnerung – gut zusammengespielt. Bei der EM 2012 habe ich Elm gut gesehen und wäre aus meiner Sicht sicherlich eine Verstärkung für das Mittelfeld.

Nun zu van der Vaart. Ich muss es gestehen, ich habe bin völlig uneins was diesen Spieler angeht und das ist nicht etwa seine Trikotgeschichte von anno Tobak. Die mit dem heutigen handeln nichts zu tun und außerdem hat er sich in der darauffolgenden Saison für den HSV so eingesetzt wie es viele aktuelle HSV Spieler bisher noch nicht ansatzweise getan haben. Insofern ist die alte Geschichte kein Thema für mich.

Zugeben muss und will ich gerne, dass van der Vaart gerne im HSV Trikot habe spielen sehen und sehe ich sehe ihn auch heute noch gerne spielen. Das liegt zum Einen daran, dass er in meinen Augen einen Schuss Genialität besitzt und diesen auch immer wieder zeigt und so manchen Gegner düpiert. Seine Freistöße gehören zu den besseren in der Fußballwelt und sein Spielverständnis, seine Übersicht und seine Ideen auf dem Feld empfinde ich als große Bereicherung sollte ein Wechsel zum HSV über die Bühne gehen. Auch seine kämpferischen Qualitäten sind gegeben. Diese sind leider auch der Übergang zu den Qualitäten die er leider nicht in dem Maß besitzt wie sie heute von einem Spieler internationalen Zuschnitts gefordert werden. Van der ist zwar bissig im Zweikampf aber läuft seinem Widerpart im Mittelfeld nun mal nicht hinterher und ihm fehlt zu dem die läuferische Dynamik und Spritzigkeit für die heutige so wichtigen Sprints für Balleroberung und Ballbehauptung. Je nach dem wie Trainer Fink seine Mannschaft spielen lassen will ist läuferische Leistungsfähigkeit sehr wichtig bis unerlässlich. Die Frage die sich mir stellt ist ebenso simpel wie entscheidend. Passt van der Vaarts Spielweise zum HSV unter Arnesen und Fink oder eben nicht. Das können und müssen Arnesen und Fink beantworten. Ich würde mich freuen ihn wieder häufiger spielen zu sehen und habe dennoch Befürchtungen, dass er das zukünftige HSV – Spiel für die Gegner berechenbar macht weil auf ihn zugeschnitten und gleichzeitig verlangsamt.

Wir dürfen alle sehr gespannt sein wie sich der HSV zu seiner doppelten Jubiläumssaison präsentiert.